Von vermeintlichen Fehlern und wegen, die das leben für uns geplant hat

Es ist eigentlich eine Binsenweisheit: Aus Fehlern lernt man, sie sind unerlässlich, um zu lernen und um sich weiter zu entwickeln.
Aber gibt es dann überhaupt Fehler? War es wirklich ein Fehler den ich gemacht habe oder war es nur ein Umweg auf meinem Weg zum Ziel? Ich werde ja nie erfahren, was ohne dieses Ereignis passiert wäre.
Wäre mein Leben besser? Vielleicht wäre es einfacher gewesen, aber ich wäre auf jeden Fall ärmer an Erfahrung.
Vielleicht sind gerade die Fehler und das, was wir daraus lernen das wertvolle im Leben.
Durch meinen größten „Fehler“ bin ich heute ein anderer Mensch: etwas vorsichtiger, nicht mehr ganz so naiv, aber auch verständnisvoller und feinfühliger. Reicher an Erfahrung - ist es nicht bezeichnend, dass man sprichwörtlicher „reicher“ wird an bzw. durch Erfahrung?
Eine Yogaschülerin hat neulich ein sehr schönes Zitat zu dem Thema gebracht: einen Umweg zu gehen, bedeutet Erweiterung der Ortskenntnisse.
Klar wollen wir am liebsten auf der Autobahn an unser Ziel gelangen, aber dadurch verpassen wir vielleicht die schönsten Landschaften.
Ich stelle mir mein Leben deshalb als einen verwundenen Weg vor, der viele Abzweigungen nimmt. Serpentinen, manchmal die Autobahn, dann ein paar Mal im Kreis und zwischendrin wird es ein Trampelpfad. Und eigentlich freue ich mich auf die ganzen Umwege.
Man weiß ja nicht was hinter der nächsten Kurve Tolles auf einen wartet.
Außerdem liebe ich den Satz „Der Weg ist das Ziel“. Dann habe ich ja viel mehr von meinem Leben, wenn ich möglichst viele Umwege mache und nicht den schnellen Weg auf der Autobahn nehme.
Was wäre also, wenn ich keine Fehler mehr machen könnte, weil es keine Fehler, sondern nur Umwege gibt?
Wie würde ich mich verhalten, wie würde sich das auf mein Leben auswirken, wenn man eigentlich immer alles richtig macht?
Ich glaube es würde mir sehr viel Entspannung schenken.
Außerdem, und da muss ich ans Yoga Sutra denken, Vertrauen und Hingabe. Beides Qualitäten, die uns dem Ziel des Yoga (wie in diesem Artikel beschrieben) näher bringen.
śraddhā = (nom. sg. f.) Glaube, Vertrauen, Gewissheit, Überzeugung
pranidhāna = (abl. sg. n.) Hingabe
(zur Übersetzung von Dr. Ronald Steiner)
Bezogen auf die „Fehler“ würde ich es so interpretieren, dass ich vertrauen kann, dass das Leben so verläuft wie es sein muss.
Dass das Schicksal (oder Gott) schon das richtige für mich geplant hat.
Die Hingabe ist in Sutra 1.23 auf etwas Göttliches bezogen. Das muss aber nicht unbedingt der traditionelle Gott auf der Wolke sein. Einfach etwas Höheres.
Für mich bedeutet Hingabe unter anderem Kontrolle abzugeben, mich dem Leben hinzugeben und mit Vertrauen den Weg zu gehen, der vielleicht für mich bestimmt ist. Und da gibt es keine Fehler. Einfach machen, einfach tun und aufhören zu zweifeln.

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